Die Armutslüge und das gelobte Land

Einer der beliebtesten politischen Kampfbegriffe unserer Zeit ist die Armut. Landauf, landab predigen Politiker, Journalisten und Kirchenvertreter, daß nicht nur in unserem Land, sondern vor allem weltweit die Armut immer mehr um sich greift. Natürlich soll das den ordentlich bis gut verdienenden Teil der Bevölkerung, der dieses Einkommen regelmäßig nicht im Lotto gewinnt, sondern durch fleißige und qualifizierte Arbeit erzielt, dazu bewegen, doch bitteschön mehr abzugeben. Sei es direkt über Steuern und sonstige staatliche Abgaben, sei es über Spenden und Zuwendungen. Das schlechte Gewissen wird mit glühenden Kohlen in Form von vorwiegend rührseligen, und nur selten seriös recherchierten Artikeln und Fernsehsendungen überhäuft, damit die Bereitschaft zum Zahlen und der Altruismus überhaupt gefördert wird. Das gilt in verstärktem Maße natürlich für Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge, Wirtschaftsflüchtlinge, kurzum „Schutzsuchende“ aller Art, auch wenn es sich bei Lichte betrachtet keinesfalls um wirklich arme Menschen handelt, die man daher zutreffend besser als Versorgungssuchende bezeichnen muß.

Die gängige Armutsdefinition ist deswegen auch die relative Armut, die nach den Regeln der OECD ermittelt wird. Danach ist arm, wer weniger als 60 % des mittleren Durchschnittseinkommens (Median) in seinem Land zur Verfügung hat, sei es aus Arbeitseinkommen, Vermögen, Renten oder sonstigen Zuwendungen wie auch etwa der Sozialhilfe. Der offensichtliche Nachteil dieser Definition besteht darin, daß zum einen die Zahl der Armen immer gleich bleibt, egal wie hoch das durchschnittliche Einkommen ist. Zum anderen darin, daß dies nichts über die wirklichen Lebensverhältnisse aussagt. Vereinfacht gesagt: ein Armer in einem reichen Land lebt im Verhältnis zu einem Armen in einem armen Land doch in Saus und Braus.

Aussagekräftig indessen ist die Definition der absoluten Armut. Die Weltbank definiert sie dahingehend, daß ein Einkommen von weniger als 1,90 $ pro Tag absolute Armut bedeutet. Bei diesem Ansatz wird die Kaufkraft des US-Dollars in lokale Kaufkraft umgerechnet. D.h., daß extrem arme Menschen nicht in der Lage sind, sich täglich die Menge an Gütern zu kaufen, die in den USA 1,90 $ kosten würden. Das ist nach der Weltbank das Überlebensminimum. Um die Vergleichbarkeit mit der Lebenssituation in Deutschland herzustellen, rechnen wir das in Euro um und kommen auf 1,58 € pro Tag.

Betrachten wir nun das Durchschnittseinkommen in ausgewählten Ländern in Statistiken wie sie z.B. von der Weltbank für 2014 veröffentlicht werden:

Deutschland:      132,34 €/Tag

Irak:                       17,80 €/Tag

Marokko                  7,17 €/Tag

Nigeria:                   6,13 €/Tag

Algerien:                 5,93 €/Tag

Syrien:                    3,74 €/Tag

Kongo:                    1,07 €/Tag

Afghanistan:          0,77 €/Tag

im Vergleich dazu betrachten wir, welche Leistungen Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge und auch zu Unrecht in unser Land eingereiste Personen, selbst wenn sie keinerlei Papiere haben und gar nicht feststellbar ist, wer sie sind, vorher sie kommen warum sie kommen, in Deutschland erhalten. Die durchschnittlichen Kosten pro Person liegen bei mehr als 1.000,00 € im Monat. Darin enthalten sind die Kosten für Unterkunft, medizinische Versorgung und zum Beispiel Beschulung der Kinder wie auch Sprachkurse für Erwachsene. Davon werden bar ausgezahlt pro Person durchschnittlich 354,00 €. D.h., durchschnittlich erhalten diese Leute täglich Leistungen und Bargeldzahlungen in Höhe von 33,34 €. Davon in bar täglich 11,80 € bei freier ärztlicher Versorgung und kostenloser Unterkunft, vielfach noch mit Verpflegung.

Man vergleiche das einmal mit oben aufgelisteten Durchschnittseinkommen in einer Reihe von Ländern, aus denen diese Leute kommen oder auch nur zu kommen vorgeben. Und man vergleiche das mit der absoluten Armutsgrenze von 1,58 €/Tag. Wenn wir also diese Menschen nur vor der absoluten Armut bewahren wollten, dann wären Aufwendungen in Höhe von 1,59 €/Tag, also 47,70 €/Monat ausreichend. Allerdings würde dann kaum noch jemand hierher kommen. Insbesondere nicht junge Männer, die ihre Eltern und Geschwister zu Hause lassen, hier aber behaupten, dort könne man wegen Krieg und Verfolgung nicht leben, auf der anderen Seite aber darum betteln, mit der Familie zusammengeführt zu werden, selbstverständlich hier, wo das Leben doch so leicht ist, und anstrengungslos Einkommen in vielfacher Höhe dessen erzielt wird, das zu Hause häufig nicht einmal mit schwerer Arbeit verdient werden kann. Doch dem deutschen Gutmenschen wird immer wieder das Bild des Heiligen Martin vor Augen geführt, der seinen Mantel hälftig teilt, um den Bettler vor der Kälte zu schützen. Doch hat er auch seinen monatlichen Sold als römischer Offizier mit dem Bettler geteilt? Davon spricht die fromme Legende nichts. Der deutsche Simpel aber fällt darauf herein und läßt sich von Politikern, Journalisten und Kirchenvertretern sein sauer verdientes Geld aus der Tasche ziehen, während die Schulen in unserem Land verrotten, die Wohnungsmieten unerschwinglich werden(allerdings nicht für „Flüchtlinge“, die bekommen sie ja umsonst), und die Kriminalität in atemberaubenden Tempo ansteigt. Ach ja, für all‘ die erwähnten Zeigefingerheber und Mildtätigkeitsprediger sind das ja nur „Hatespeech“ und „Fakenews“.

Wer tatsächlich selber denkt, dem bleibt leider nur, die Faust in der Tasche zu ballen oder seine Gedanken anderen mitzuteilen, auf daß auch sie künftig wenigstens mit dem Wahlzettel daran gehen, eine Änderung der Zustände in unserem Lande herbeizuführen, damit es nicht länger zu Recht als Absurdistan verspottet wird.

4 Gedanken zu „Die Armutslüge und das gelobte Land

  1. Baumann

    Lieber Rainer,
    in Deinem ansonsten wie immer aufschlußreichen Beitrag scheint sich ein Berechnungsfehler beim deutschen Wert eingeschlichen zu haben:
    Die gängige Armutsdefinition ist die relative Armut. Danach ist in Deutschland arm, wer weniger als 60 % des mittleren Durchschnittsnettoeinkommens im Monat (Median = 1.301,- €) zur Verfügung hat, sei es aus Arbeitseinkommen, Vermögen, Renten oder sonstigen Zuwendungen wie auch etwa den Sozialleistungen (somit: 780,6 €).
    Auch Personen, die immerhin noch 70 Prozent des durchschnittlichen Einkommens beziehen (= 910,7 €), gelten heute bereits als armutsgefährdet.
    Für Paare gilt: Mittl.D.Eink. = 1.952,- € Arm 60% = 1.171,- €; Armutsgefährdet = 1.366,4 (Quelle: statista 2018)

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  2. 73687496 Beitragsautor

    Einem Wirtschaftswissenschaftler kann man da grundsätzlich nicht widersprechen. In der Tat scheint das weitere Problem der reale Rückgang der Einkommen in Deutschland zu sein. Ich habe ja 2014 zugrunde gelegt.Auch gibt es wohl unterschiedliche Berechnungsmethoden bei Weltbank, OECD, Bundesregierung, Wirtschaftsweisen etc., etc. Entscheidend ist jedoch: Wie man es auch dreht und wendet: Man kommt nicht daran vorbei, daß Deutschland sich an der Nase herumführen läßt und alle Welt dazu förmlich einlädt, in das gelobte Land zu komen!

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  3. Franz Penzkofer

    Mit der „fleißigen und qualifizierten Arbeit“ können sicher nicht Manager gemeint sein, die ihre Boni auch noch dann kassieren, wenn sie einen Betrieb an die Wand gefahren haben. Früher war der Chef der Sparkasse Landshut ein Oberamtmann (A 12) heute sind das Herren mit exklusiven Arbeitsverträgen. Früher kamen einige Leute zur Klostersuppe, heute – im Euro-Zeitalter – haben die Tafeln Hochbetrieb. Es ist also nicht alles Lüge, bloß weil`s jemand sagt, der dem Autor gegen den Strich geht!

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    1. 73687496 Beitragsautor

      Natürlich sind mit denen, die fleißig und qualifiziert arbeiten, nicht nur die hochbezahlten Manager gemeint. Am Beispiel der zitierten Sparkasse Landshut eben neben den beiden Vorständen die weiteren 820 Mitarbeiter. Mit der Führung eines solchen Kreditinstituts konnte man einen Oberamtmann guten Gewissens betrauen, als noch im wesentlichen die Sparkonten der kleinen Leute und die Kredite der Handwerker und Häuslebauer zu verwalten waren. Bei einer Bilanzsumme von 3,74 Mrd € wäre das wohl nicht mehr zu verantworten. Da schlagen halt die Gesetze des Marktes zu, freilich mit dem Kollateralschaden, daß es Auswüchse wie die zurecht beschriebenen gibt. Das ist der Preis dfür, daß es der großen Mehrheit bei uns gut geht. Die Alternative, daß es allen schlecht geht, wollen wir ja nicht wirklich, auch wenn manche das als „gerecht“ empfinden würden.

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