Es ist selten, daß ich an dieser Stelle ein Buch empfehle. Heute will ich das ein weiteres Mal tun. Es handelt sich um eine Arbeit des Historikers Peter Hoeres mit dem Titel: Rechts und links. Zur Karriere einer folgenreichen Unterscheidung in Geschichte und Gegenwart. Der Autor lehrt Neueste Geschichte an der Universität Würzburg. Das Buch nennt er selbst bescheiden einen Essay. Das mag der relativ kurz und knapp gehaltene Text auf 190 Seiten bei einem Satzspiegel im Postkartenformat rechtfertigen. Inhaltlich ist das Werk außerordentlich dicht geschrieben, stringent formuliert und in der Sache uneingeschränkt zustimmungsfähig.
Peter Hoeres gehört zu den Wissenschaftlern, die wegen ihrer hartnäckigen Ignoranz des sogenannten Zeitgeistes von links massiv angefeindet werden. Insoweit verweise ich auf meinen Beitrag vom 22.6.2025 an dieser Stelle unter dem Titel: Die Freiheit der Wissenschaft ist in Gefahr.
Der Autor untersucht zunächst einmal die Geschichte der politischen Begrifflichkeiten rechts und links, was auch für kundige Leser immer wieder neue Erkenntnisse zeitigt. So klärt er unter anderem über die politische Natur des Nationalsozialismus auf, der insbesondere nach den Bekundungen seiner Protagonisten Hitler und Goebbels weder rechts noch links, sondern etwas völlig Neues sein wollte. Das trifft nach der gut begründeten Ansicht des Verfassers auch zu. Damit wird er zuverlässig sowohl bei Rechten wie bei Linken anecken. Der Platz des seriösen Chronisten und Wissenschaftlers ist indessen stets zwischen den Stühlen. Zum Schluss seiner Betrachtungen befasst er sich mit dem neurotischen Kampf gegen Rechts der politischen Linken, aber auch der sich zu Unrecht immer noch als bürgerlich bezeichnenden Unionsparteien. Dieser Abschnitt ist ebenfalss außerordentlich lesenswert.
Das Buch ist also kurz und handlich, es eignet sich sowohl als Reiselektüre im Zug als auch als sinnvolle Beschäftigung an einem verregneten Sonntag.
Peter Hoeres, Rechts und links – Zur Karriere einer folgenschweren Unterscheidung in Geschichte und Gegenwart. Verlag zu Klampen, D-31832 Springe 2025, ISBN 978-3-98737-043-4