Seit dem 8. Dezember 2021 hat Deutschland ein Bundesministerium, in dessen Namen der Begriff Klima enthalten ist. Das Ministerium heißt ganz offiziell Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Selbstverständlich wird es von einem Politiker der Grünen geführt, der Partei, die für sich in Anspruch nimmt, auf dem Gebiete des Umweltschutzes, wozu sie selbstverständlich auch den „Schutz“ des Klimas zählt, die umfassende Kompetenz zu besitzen. Ihr Programm zum Thema liest sich denn auch wie die Langfassung der Parolen von Fridays for Future und ähnlicher Sekten.
Wenn (fast) alle dasselbe denken
Ein nicht geringer Teil der Wähler folgt den Grünen und den „Klima-Aktivisten“. Angesichts der häufig abenteuerlichen Forderungen dieser selbsternannten Klimaschützer fragt sich jedoch der unverbildete neutrale Beobachter, wie solche Überzeugungen zustande kommen können. Die Antwort auf diese Frage ist deswegen nicht leicht zu finden, weil in Politik, aber noch mehr in den Medien das Narrativ vom menschengemachten Klimawandel eine immer größere Rolle spielt. Abweichende Meinungen, oder gar abweichende Erkenntnisse in der Wissenschaft scheint es nicht zu geben, wenn man den Politikern und Medienschaffenden Glauben schenkt. Schon das sollte misstrauisch machen, denn Wissenschaft ist immer pluralistisch, vorherrschende und im Vordringen begriffene Meinungen gehören zum Wissenschaftsbetrieb wie Hopfen und Malz zum Bier. In Sachen Klima scheint dies jedoch anders zu sein, hier herrscht politisch-medial eine Einförmigkeit, die in einer offenen Gesellschaft, deren politisches Modell die Demokratie ist, eigentlich als Fremdkörper erscheinen muß. Doch warum ist das so?
Eine neue Religion
Der renommierte Publizist Josef Joffe hat in der Neuen Zürcher Zeitung vom 29.01.2022 dazu einen lesenswerten, wirklich luziden Aufsatz veröffentlicht. Unter der Überschrift: Klimatismus als Religion arbeitet er überzeugend heraus, daß es sich dabei tatsächlich um einen Glauben handelt. Glaube ist bekanntlich von Wissen wesensverschieden. Glaube ist tiefe, unhinterfragte und unhinterfragbare Überzeugung, die sich zur Gewissheit verdichtet hat. Wissen hingegen ist das Resultat von Erkenntnisgewinnung durch Faktenrecherche und -prüfung. Wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse sind grundsätzlich falsifizierbar. Bis gestern noch als richtig erkannte Lehrsätze und Theorien können heute als falsch erkannt werden, weil eben Fakten nachprüfbar festgestellt werden, die eine andere Beurteilung erzwingen. All das findet bei den Verfechtern der Ideologie vom (allein) menschengemachten Klimawandel keine Anwendung.
Vielmehr findet man, so Joffe, die klassischen Merkmale der Religion. Zunächst gibt es auch hier so etwas wie Religionsstifter bzw. Propheten. Ob es nun medial gehypte Symbolfiguren wie Greta Thunberg und Luisa Neubauer oder im Gewand des Wissenschaftlers auftretende Scharlatane wie Hans-Joachim Schellnhuber und Mojib Latif sind, sie treten jeweils mit dem Anspruch auf, letztgültige Erkenntnisse zu besitzen. Zum zweiten braucht eine Religion das Angstmoment. Am besten beschwört sie die Apokalypse. Was in der Bibel noch Sodom und Gomorrha, die Sintflut oder die zehn Plagen Ägyptens waren, sind nun Prophezeiungen dergestalt, das schmelzende Eis werde Küsten überfluten, Hurrikane würden das Land verwüsten und die bislang nur im Wüstengürtel der Erde anzutreffenden Temperaturen würden sich ausbreiten und jegliche Vegetation vernichten. Drittens benötigt eine Religion immer Schuldige. Ob es nun der gefallene Erzengel Luzifer ist, der nun als Teufel am Verderben der Menschheit arbeitet, oder der Ungläubige, der Menschenverführer. Der Schuldige am Klimawandel ist nun der Mensch, soweit er nicht zu den Gläubigen gehört, die allein die Katastrophe aufhalten können. Natürlich sind es vor allem Menschen, die egoistisch nach materiellem Gewinn streben, selbstverständlich zulasten der übrigen Menschheit. Und diese Übeltäter sind die westlichen Kapitalisten. Das vierte Element der Religion ist regelmäßig dann aber doch die Erlösung, mindestens die Hoffnung darauf. Und die kommt aus dem Verzicht. So wie Fastenzeit und Ramadan, Verzicht auf die Güter dieser Welt, ein einfaches Leben in Bescheidenheit und Kontemplation, so liegt die Erlösung aus der Klimakatastrophe im Verzicht auf die Errungenschaften von Technik und Zivilisation. Fahrrad statt Autos, Zug statt Flugzeug. Kein Fleisch, weil Viehzucht die Wälder vernichtet und die Atmosphäre mit Methan vergiftet. Verteuert die Energie, auch wenn damit die Armen mehr getroffen werden als die Reichen!
Fakten stören nur
Für diese religiösen Überzeugungen spielt es natürlich keine Rolle, daß die Eisbären nicht aussterben, sondern sich vermehren, daß die Seychellen noch nicht im Meer versunken sind und die Dritte Welt reicher wird, trotz oder gerade wegen der Globalisierung. Daß es in der Erdgeschichte Zyklen gibt, natürlich in Jahrmillionen gerechnet, in denen die Erde lange Zeit wesentlich kälter oder aber auch heißer ist, als wir sie kennen, geschenkt. Daß dies auch zu Zeiten so war, als es weder Autos noch Fabriken gab, geschenkt. Der Glaube ist gegen die Wissenschaft immun.
Das Bild des religiösen Fanatikers
Was diese moderne Religion mit jungen Menschen macht, konnte man sich vor kurzem in Berichten von Straßenblockaden in Berlin ansehen. Dort haben sich sogenannte Klimaaktivisten morgens im Berufsverkehr auf Autobahnen gesetzt, die zu diesem Zeitpunkt voll von Pendlern sind, die zur Arbeit in die Stadt fahren, oder von Eltern, die ihre Kinder in Schulen und Kindergärten bringen. Natürlich kam es hier zu den erwartbaren Konflikten. Aufschlussreich ist jedoch ein Video, in dem einer dieser Gläubigen seine Befindlichkeit offenbart. Das Video zeigt einen jungen Mann, der sich als 20-jähriger Student vorstellt, der eigentlich lieber studieren würde, als hier zu sitzen. Doch, so dieser junge Mann namens Benjamin weiter, er sitze hier auf einer Autobahn mit fünf anderen Menschen, denn: „Wir sind die letzte Generation, die noch den kompletten Klimakollaps und damit Ernteausfälle, Dürren, Fluten, Waldbrände, massenhafte Flucht und Hungerkatastrophen noch verhindern kann…ich mach das sehr verzweifelt… Wir fordern, daß die Bundesregierung ein Essen-retten-Gesetz durchsetzt, eine Agrarwende nach den Forderungen des Bürgerrates Klima… Unglaublich viele Menschen werden hungern oder sterben!“ Der junge Mann dürfte typisch für diese zumeist jungen Klima-Gläubigen sein. Sein Habitus läßt auf die Herkunft aus bildungsbürgerlichem Hause schließen, seine Sprache ebenfalls. Er spricht ruhig, aber bestimmt. Sein Blick ist nach innen gekehrt, dort wo seine Gewissheit sitzt, die er aus seinem Glauben gewinnt.
Halbe Bildung bringt eben ganzes Verderben
Daß all dies nur Halbbildung ist, und auf keinen Fall auf eigener wissenschaftlicher Erkenntnis beruhen kann, folgt bereits aus seiner Jugend. Niemand kann mit erst 20 Jahren über vertiefte wissenschaftliche Erkenntnisse verfügen. Glauben indessen kann man gerade als Jugendlicher in überreichem Maße haben. Die Geschichte ist voll von fanatisch glaubenden Jugendlichen, die den verschiedensten falschen Propheten hinterher gelaufen sind, regelmäßig ins Verderben. Ob Kinderkreuzzug oder Hitlerjugend, Assassinen oder Rote Khmer, immer wieder ist es falschen Propheten gelungen, den Idealismus, aber auch die Unwissenheit der Jugend für sich zu instrumentalisieren.
Was hilft gegen Aberglauben? Richtig. Information.
Luzide Momente sind in der Welt des Rainer T. Seltenheit geworden. Kein Wunder, er geht ja schwer auf die 80 zu, da sind degenerative Veränderungen des Hirns unvermeidliche Begleiterscheinungen. Auch zieht Mann Bilanz über sein Leben; Rainer T. scheint dabei in Mißmut zu verfallen, ihm hilft es dann sich über seine Mitmenschen zu erheben, wobei er sich verzweifelt an einem antiquarisches Standesdenken und Menschenbild aus dem 19 Jahrhundert festhält. Für letzte humpelnde Schritte braucht er noch seine morsche nationalistische Krücke.
Wohl hat Rainer T. große Teile seines Lebens damit verbracht ein besserer Mensch zu sein und sich das aus Büchern bestätigen zu lassen. Anders läßt es sich kaum erklären, warum er offensichtliche Vorzeichen einer herannahenden ökologischen Katastrophe, heute „Klimawandel“ genannt, nicht bemerkt hat. Andere aus seiner Genaration sind ihm da weit voraus. Beispielhaft seien hier nur Hans Biebelriether, Hubert Weinzierl, Hubert Weiger und Herbert Gruhl genannt. Allesamt konservative Männer deren (wissenschaftliche) Bildung und persönliche Integrität die des Rainer T. erheblich übertrifft. Aber selbst „kleineren Lichtern“ ist nicht verborgen geblieben, wie rasant und in nie dageweser Weise und Maß die vermeintlichen „Errungenschaften des weißen Mannes“ unsere Lebensgrundlagen verändert und zerstört haben. Angefangen von der Vergewaltigung großer Teile der Landschaft zu einer Baum- und strauchlosen Agrarsteppe, die nach Gülle stinkt, dem zubetonieren und zuteeren für den neuen Götzen (ja, auch das hat religiösen Charakter), dem Auto, für stockhässliche „Neubaugebiete“ und Gewerbegebiete samt Einkaufstempeln (sic!) mit riesigen, zugeteerten Parkflächen bis hin zum offensichtlichen Artenschwund. Dies fand und findet nicht im Verborgenen statt, dass die Folgen tiefgreifend sein müssen könnte sich auch der „halbgebildete“ Laie Rainer T. ausrechnen. Will er aber nicht, es könnte ja sein Weltbild ins Wanken geraten. Außerdem möchte er so weiterleiben wie gehabt, gerne auch zur Last und Schadne seienr Mitmenschen und zukünftigen Generationen.
Zum schlechten Schluss: Unabhängig davon, ob nun die Eisbärenpopulation zunimmt oder nicht: Ist die Vermehrung der Rattenpopulation in einem Wohnquartier ein Zeichen dafür, dass das ökologische Gleichgewicht in Ordnung ist? So sieht also die hochgebildete und bestens informierte Argumentation des Volljuristen Rainer T aus.
An und für sich verdient der Kommentar eines Anonymus, und um einen solchen handelt es sich hier ganz offensichtlich, keine Antwort. Indessen haben wir es hier mit einer nachgerade archetypischen Verlautbarung aus der sogenannten „woken community“ zu tun, so daß hier doch eine Stellungnahme angebracht ist. Beginnen wir mit den mokanten Ausführungen zu meinen Lebensalter. An und für sich war und ist es kultureller Standard von alters her und überall, daß ein hohes Lebensalter als Ausweis von Kompetenz gesehen wird. Für unseren Kulturkreis ist bezeichnend, daß die Römer die Bezeichnung ihres mächtigsten Gremiums (Senat) von der Vokabel abgeleitet haben, die einen alten Mann bezeichnet. Auch heute noch heißt in modernen Parlamenten, so auch im Deutschen Bundestag, ein sehr angesehenes Gremium Ältestenrat. Möglicherweise neidet der anonyme Kritiker mir, daß ich in meinem Alter noch aktiv im Leben stehe. Der nicht ganz unfallfreie Sprachgebrauch (antiquarisches statt antiquiertes Standesdenken) sowie die nicht immer fehlerfreie Grammatik, mehr aber noch der Inhalt des Beitrages belegen, daß es sich beim Verfasser um den typischen halbgebildeten Flachdenker handelt, der in Politik und Medien derzeit wohl die vorherrschende Spezies ist. Inhaltlich beschränkt sich seine Kritik an dem von mir zitierten luziden Aufsatz von Josef Joffe auf das Nachplappern grüner Positionen auf dem Niveau naseweiser Pennäler. Mit anderen Worten: Kritik von einem, der sich für einen Intellektuellen hält, das Gegenteil jedoch unfreiwillig beweist.