Die Bilder der brennenden Kathedrale von Notre-Dame in Paris haben sich in die Herzen vieler Menschen des europäischen Abendlandes eingebrannt. Ja europäisches Abendland, denn die großen gotischen Dome Europas sind ein wesentlicher Teil des steinernen Kulturerbes unserer abendländischen Welt. Sie umfaßt außer Europa natürlich auch die von europäischen Auswanderern geprägten Kontinente Amerika und Australien/Neuseeland. Ja vielen Menschen in Europa und seinen in diesem Sinne Tochterkontinenten ist durch dieses Brandunglück schlagartig klar geworden, daß hier ein Stück ihres eigenen Wesens in Flammen stand, ganz unabhängig davon, ob der einzelne Fernsehzuschauer nun gläubiger Christ, nur noch traditionell dem Christentum als Religion seiner Vorfahren verbundener moderner Mensch, oder gar nur irgendwie von der europäischen Kultur lediglich unbewußt geprägter Zeitgenosse ist.
So bewahrheitet sich auch in diesem Falle die Volksweisheit, wonach in jedem Unglück auch ein Quentchen Glück zu finden ist. In diesem Falle eben, daß wohl der übergroßen Mehrheit der Bürger in den abendländischen Kulturstaaten bewußt geworden ist, daß die Kultur und die kulturellen Leistungen ihrer Vorfahren untrennbar mit ihnen selbst verbunden sind, daß all diese Dome, Schlösser, Statuen und Gemälde wie auch die unsterblichen Schöpfungen der großen Komponisten doch ein Teil ihres eigenen Wesens sind. Also das sprichwörtliche Glück im Unglück.
Demgemäß waren auch die Reaktionen sowohl der führenden Politiker als auch der sprichwörtlichen Menschen auf der Straße einhellig. Mit der Bekundung des Schmerzes über den zunächst befürchteten Totalverlust dieses einmaligen Kulturdenkmals, der nun glücklicherweise auch dank des Einsatzes der örtlichen Feuerwehren abgewendet werden konnte, ging auch die Bekundung des festen Willens einher, Notre-Dame so schnell wie möglich im alten Glanz wieder erstehen zu lassen. Die Spendenbereitschaft der Franzosen, wie sie schon wenige Stunden nach Ausbruch des Brandes offenbar wurde, ist überwältigend. Daß sich hier auch und gerade die Reichen des Landes mit ihren Möglichkeiten entsprechenden Großspenden in der ersten Reihe finden, ist ein Zeichen dafür, daß die nationale Solidarität in der Tat ein Wert ist, der gerade in solchen Zeiten sichtbar wird. Die Solidaritätsbekundungen der abendländischen Politiker ließen auch nicht auf sich warten und waren in ihrer Eindeutigkeit und Klarheit von einer Aussagekraft, die ihren üblichen politischen Bekundungen leider regelmäßig fehlt. Daß deutsche Journalisten und Politiker ganz selbstverständlich vom französischen Volk gesprochen haben, was ihnen beim deutschen Volk nicht so leicht fällt, und bei ihrem linken Teil sogar verpönt ist, sei nur am Rande vermerkt. Vielleicht setzt bei Habeck & Co. ein Denkvorgang ein.
Ebenso bemerkenswert ist allerdings, was nicht zu bemerken war. Dröhnendes Schweigen klingt aus der muslimischen Welt, soweit es die politische und religiöse Prominenz betrifft. Hämische Kommentare in den sozialen Netzwerken, jeweils unter arabisch klingenden Namen, zeigen nicht unerwartet, was man dort wirklich von der abendländischen, selbstverständlich christlich grundierten, Kultur hält. Bestenfalls nichts. Und das ist auch angesichts des im Koran festgeschriebenen Überlegenheitsanspruchs des Islam gegenüber allen anderen Religionen, insbesondere den älteren Buchreligionen Judentum und Christentum, auch nicht anders zu erwarten. Wir wollen an dieser Stelle nicht die vielen einschlägigen Vorschriften aus dem Koran zitieren, die über das Gebot, sich von den „Ungläubigen“ fernzuhalten, weit hinausgehen, denn dort wird unverblümt zur Tötung der Nichtmuslime aufgerufen. In diesem Zusammenhang ist es allerdings auch bemerkenswert, daß die jüdische Gemeinde in Paris bereits Spenden für den Wiederaufbau von Notre-Dame angekündigt hat. Auch wenn die Floskel von der christlich-jüdischen Prägung des europäischen Abendlandes insofern eine gewisse Schieflage hat, als der jüdische Anteil dieser Prägung quantitativ recht gering ist, so zeigt das doch zum wiederholten Male, daß die Juden eben doch ein integraler Teil der abendländischen Gesellschaft sind. Von den Muslimen indessen kann man das nicht sagen.
Wenn Gefahr, Not und Unglück zusammenschweißen, haben sie letztendlich ihr Gutes. Das zeigt dieser Fall sehr deutlich.
Niemand wird bestreiten, dass es positiv ist, dieses Bauwerk wieder zu rekonstruieren, welches das eigentliche Wahrzeichen von Paris ist.
Andererseits zeigt es die in meinen Augen unverhältnismäßige Verschiebung der Maßstäbe nach denen solche Unglücke bemessen werden.
In kürzester Zeit werden fast eine Milliarde Euro gespendet, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Herr Macron hatte ebenso wie Herr Steinmeier Tränen in den Augen bei der Verkündigung dieses „schrecklichen Geschehens“, Menschen in großer Zahl versammeln sich am Seineufer, um zu trauern und zu weinen.
Andererseits verhungern und erkranken auf der Welt Millionen von Menschen und vor allem Kinder, weil das nötige Kleingeld für Essen, sauberes Wasser und Medikamente fehlt. Warum fließt nicht genauso viel Geld in Lebensmittellieferungen in den Jemen, wo wegen eines Bürgerkriegs aktuell 16 Millionen Menschen vom Hungertod betroffen sind?
Hilfsorganisationen, welche diese schreckliche Situation verbessern wollen, kämpfen meist vergebens um jeden Cent.
Das ist in meinen Augen nicht mehr verhältnismäßig, sondern pervers und beschämend.
Es ist – wie meistens – etwas komplizierter. Natürlich sind Menschen mehr wert als Sachen. Natürlich sollte hungernden Menschen eher Hilfe geleistet werden, als daß man zerstörte Gebäude wiederherstellt. Doch das Leben ist so einfach nicht. Die Not der Menschen auf dieser Erde gibt es schon immer, und die Bereitschaft der im Wohlstand lebenden anderen Menschen, sie aus dieser Not herauszuholen, ist, sagen wir einmal, sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das kann man gerade am Beispiel des erwähnten Bürgerkrieges im Jemen sehr gut sehen. Hilfeleistungen können die Betroffenen kaum erreichen, weil die Verhältnisse im Krieg es nahezu unmöglich machen, Hilfslieferungen dahin zu bringen, wo sie wirklich gebraucht werden. Wie viel von mit guten Wünschen begleiteten Hilfeleistungen landet eigentlich bei den Truppen der Bürgerkriegsparteien? Liegt es nicht im Kalkül der Kriegsparteien, die Zivilbevölkerung der jeweils anderen Partei verhungern zu lassen? Vor allem aber muß die Frage erlaubt sein, in welchem Umfang die umliegenden muslimischen Staaten Hilfe leisten. Immerhin heißt es in Sure 107,4-7 des Koran: „Wehe den Betenden, die auf ihr Gebet nicht achten, die von den Leuten gesehen werden wollen und die Hilfeleistung, auf die jeder Anspruch hat, verweigern!“ Gemessen daran müßten eigentlich Hilfslieferungen aus den nicht am Bürgerkrieg beteiligten arabischen Ländern wie Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate etc.,alles sehr reiche Länder, so umfangreich geflossen sein, daß niemand dort mehr vom Hungertod bedroht ist. Tatsächlich ist dem eben nicht so. Wenn aber schon die Muslime ihren hungernden Glaubensbrüdern und -schwestern nicht helfen wollen, wie kann man dann Klage darüber führen, daß aus den wohlhabenden Ländern des Westens und Ostasiens wenig kommt?
Die Bereitschaft, eines der bedeutendsten Symbole der abendländischen Kultur wieder aufzubauen, liegt auch auf einer völlig anderen Ebene, wie die Pflicht zur Nächstenliebe, die ja nun ersichtlich sowohl des Christentum als auch der Islam verlangen. Schön wäre es, wärde sich die Menschheit darin einig, sowohl der Barmherzigkeit als auch der Kultur zu geben, was notwendig ist.